Mahon (2008): The Definition of Lying and Deception

Mahon, James Edwin: „The Definition of Lying and Deception.“ In: Zalta, Edward N. (Hg.): „The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2008 Edition).“ Unter http://plato.stanford.edu/entries/lying-definition. Veröffentlicht am 21. Februar 2008, zuletzt bearbeitet am 29.08.2008. [Abgerufen am 14.05.2014, 10:04 Uhr.]
Sommerlektüre mit Kaffee | Prosa & Papier

Definition of lying: Noch gibt es keine allgemein akzeptierte Definition vom (Be-)Lügen. Die Definition des Oxford English Dictionary (to lie = df to make a false statement with the intention to deceive) bringt Klassifizierungsprobleme mit sich. Der gemeinhin akzeptierten Definition zufolge ist Lügen to make a believed-false statement to another person with the intention that that other person believe that statement to be true. Demnach gelten vier (mutmaßlich) notwendige Bedingungen: (1) statement condition: Lügen erfordert, dass eine Person eine Aussage macht; (2) untruthfulness condition: diese Aussage muss unwahr sein; (3) addressee condition: diese Aussage muss einer anderen Person gegenüber gemacht werden; (4) intention to deceive addressee condition: es muss intendiert werden, dass die unwahre Aussage der einen Person von der anderen Person für wahr gehalten wird. 1.1 Statement condition: Eine Aussage zu machen erfordert den Gebrauch konventioneller Zeichen, über beispielsweise Sprache, Rauchsignale oder Morseschrift. Daher gilt: Das Tragen eines Eherings, obwohl man nicht verheiratet ist, ist genauso wenig Lügen (wenn auch die Intention zum Täuschen besteht) wie das Weglassen von Informationen (omission). 1.2 Untruthfulness condition: Lügen erfordert, eine für unwahr gehaltene Aussage zu machen. Das bedeutet: Selbst wenn eine Aussage unwahr ist, wird nicht gelogen, wenn diese für wahr gehalten wird. Es bedeutet aber auch: Wenn eine Person eine Aussage macht, die sie weder für wahr noch für unwahr hält, kann sie nicht lügen. 1.3 Addressee condition: Lügen erfordert, dass sich eine Person mit seiner unwahren Aussage direkt an eine andere Person richtet. Das bedeutet: Es ist möglich, eine general audience oder Personen in einer Mailing-Liste per E-Mail anzulügen. Allerdings können weder no one noch ein eavesdropper belogen werden. 1.4 Intention to deceive addressee condition: Um von Lügen sprechen zu können, muss eine Person einer anderen Person gegenüber eine unwahre Aussage machen und dabei wollen, dass diese andere Person die Aussage für wahr hält. Lügen beinhaltet notwendigerweise die Intention, direkt mit einer anderen Person zu kommunizieren, indem eine Aussage gemacht wird. Das bedeutet: Literatur, Witze, ironische Bemerkungen, Schauspielerei und andere Phänomene können nicht unter den Begriff Lügen gefasst werden. 1.5 Objections to the definition of lying: Einwände gegen die gemeinhin akzeptierte Definition betreffen die verschiedenen Bedingungen. Argumentiert wird, dass jede gemachte Aussage mit Intention zum Betrügen unter Lügen zu begreifen sei (Bok; Barnes; Davidson), dass das absichtliche Zurückhalten von Informationen einzubeziehen sein müsse (Ekman; Scott), oder dass eine Aussage nicht direkt an eine bestimmte Person gerichtet sein muss, um gelogen zu sein (Shibles; Griffiths). 1.6 Alternative definitions of lying: Mahon nennt acht alternative und moral necessary conditions einbeziehende Definitionen, die aufgrund der vorher aufgeführten Einwände entwickelt worden sind. Diese sind wiederum wegen in Kritik geraten, weil sie „unduly narrow and restrictive“ seien.

Definition of deception: Wie schon die Definition vom Lügen bringt die Definition von deception des Oxford English Dictionary (to deceive = df to cause to believe what is false) Probleme mit sich. Eine mögliche abgewandelte Definition lautet: to deceive = df to intentionally cause another person to have a false belief that is truly believed to be false by the person intentionally causing the false belief. Demnach ist deceiving nicht an eine Intention zur Kommunikation gebunden, kann auch unter anderem durch das Weglassen von Informationen oder durch Schweigen und sogar durch die Mitteilung wahrer Aussagen geschehen. 2.1 Objections to the definition of deception: Täuschen erfordert mehr als die zuletzt genannte Definition aussagt: Zusätzlich ist es notwendig, dass (1) ein false belief mittels evidence herbeigeführt wird, und dass (2) mit voller Absicht dafür gesorgt wird, dieser weitergeglaubt wird. 2.2 Alternative definition of deception: Die folgende Definition umgeht diese beiden Einwände: to deceive = df to intentionally cause another person to have or continue to have a false belief that is truly believed to be false by the person intentionally causing the false belief by bringing about evidence on the basis of which the other person has or continues to have that false belief. Doch lässt auch diese Definition noch Einwände zu: (1) Getäuscht werden kann auch, indem dafür gesorgt wird, dass eine andere Person aufhört, einen true belief zu haben, oder sie von Anfang an daran zu hindern, überhaupt einen zu entwickeln, (2) um zu täuschen ist es nicht notwendig, dass die täuschende Person den false belief selbst auch für false hält.


Ausgehend von den Definitionen des Oxford English Dictionary definiert Mahon Lügen. Seine Definition ist für die Literatur insofern von Interesse, als sie Literatur und weitere rhetorische Phänomene vom Komplex Lügen ausschließt.