(Selbst-) Täuschung in Hoffmanns „Klein Zaches genannt Zinnober“ (1819)

Rote Blumen | Prosa & Papier

Eine Betrachtung der Lügenkonzepte und verstrickten Beziehungen

1. Einleitung

In der Verkleidung radikalisiert sich die Verstellung. Sie erfordert einen ganzen Fächer von Begabungen. Denn mit der Wahl der falschen Kleider ist es noch lange nicht getan. Man muß in diesen Kleidern auch entsprechend leben können, reden können, sich benehmen können. Wer die soziale Rolle wechselt, muß die Codes beherrschen, die in der andern gesellschaftlichen Schicht den Umgang regeln.

Matt, Peter von: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist. München 2006, S. 46.

Lüge und Wahrheit – die Fragen zur Definition und zur moralischen Bewertung dieser und ihrer verwandten Phänomene stellen sich Menschen seit jeher. Diverse Wissenschaften widmen sich diesem Themenkomplex, darunter die Psychologie und Psychoanalyse, (Sprach-)Philosophie, Soziologie, Rechtsprechung, sowie Sprach- und Literaturwissenschaften. Am womöglich bekanntesten sind dafür aber Autoren und Dichter, die sich mit diesen allzu menschlichen Phänomenen auseinandersetzen, und in ihren Erzählungen thematisieren, was Lügen eigentlich sind, welchen Zweck sie verfolgen, welche Konsequenzen sie mit sich tragen und, das durchaus auch kontrovers und gerne provokant, wie sie moralisch zu bewerten sind. Eng damit verbunden sind die Frage nach und Definition von Wahrheit, vielmehr noch gehen sie Hand in Hand.

In der Kinder- und Jugendliteratur werden die Heranwachsenden langsam an den Themenbereich herangeführt, denn Kinder müssen das Lügen lernen wie alles andere.[2] Diverse Studien haben gezeigt, dass im Vorschulalter die Theory of Mind (ToM) als „Fähigkeit, sich in die Gedanken-, Imaginations- und Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen und bei eigenen Handlungen zu berücksichtigen“[3] als einer der ersten Schritte relevant wird. Diese Fähigkeiten bilden sich im weiteren Verlauf von Kindheit und Jugend aus. Kinder- und Jugendliteratur schließlich setzt dort an und nimmt das wachsende Interesse der Kinder am Thema Lügen auf. Werden in diesen Büchern diese Thematiken dem Alter entsprechend behandelt, stellt Literatur für Erwachsene diese Phänomene um ein Vielfaches komplexer dar, da vorausgesetzt werden kann, dass sich kognitive und soziale Fähigkeiten in einem Maße ausbilden konnten, die ein reflektiertes Verständnis komplexer Texte ermöglichen. Sind bei Kinder- und Jugendliteratur zumeist Publikum und Funktion des Textes schnell ermittelbar, bedarf es einiger Reflexion, um sich dieser bei der Literatur für Erwachsene klar zu werden.

Die folgende Arbeit analysiert das Märchen von Klein Zaches genannt Zinnober, das im Jahr 1819 von E. T. A. Hoffmann erschienen ist. Obgleich das Märchen als Gattung als Kinderlektüre gilt, richtet sich diese Erzählung dezidiert an ein (mit)denkendes, erwachsenes Publikum. Diese Arbeit soll keine weitere Ausführung zu Hoffmanns Verhältnis zur Aufklärung respektive Romantik werden, sondern eine Diskussion um die Darstellungsweise eines zutiefst menschlichen Phänomens. Die zentralen Fragen sind, welche Arten des Lügens sich im Klein Zaches finden und welche Konsequenzen und Auswirkungen sie innertextlich für die Figuren und außertextlich für den Leser hat. Dabei wird besonders auf narratologische Verfahren und sprachliche Besonderheiten Wert gelegt.

Zunächst wird im theoretischen Teil ein kurzer Überblick über die wichtigsten narratologischen Grundbegriffe gegeben und einige Definitionen der Lügenforschung präsentiert. Im Zuge dieser Untersuchungen sollen die Arten des Lügens und Betrügens herausgestellt werden, denn Ziel ist es, diese Begriffe für eine Textanalyse nutzbar zu machen und Definitionen aus dem Bereich der Philosophie interdisziplinär auf einen literarischen Text anwendbar zu machen. Zum Schluss werden die Ergebnisse noch einmal kurz zusammengefasst.

Im nächsten Schritt wird im Anwendungsteil anhand der zuvor herausgestellten Arten des Lügens untersucht, ob und inwiefern sich diese im Klein Zaches wiederfinden lassen. Im Zentrum der Analyse stehen narratologische und sprachliche Besonderheiten sowie die Arten der Lüge auf der Ebene der Fiktion, dort bei den Neben- und Hauptfiguren, und der der Metafiktion, also der Arbeitsweise des Erzählers. Vornehmlich betrachtet werden jedoch die Arten der Täuschung, die sich um Klein Zaches ranken.

Aufgrund der Vorlage diverser Handbücher, Aufsätze und Monografien zu E. T. A. Hoffmann als Dichter und Künstler und wegen der Schwerpunktlegung auf den Komplex Lügen wird auf eine weitere Darstellung seiner typischen Verfahren, Stilmittel und Themen verzichtet.

Im Zuge neuerer und weitergehender Forschung erweist sich die Beschäftigung mit diesem Thema als nicht nur reizvoll, sondern auch als gewinnbringend für weitere Forschungen.

2. Hauptteil

2.1 Theorie: Definitionen und Begrifflichkeiten

2.1.1 Vorbemerkung

Der Sprachwissenschaftler Jörg Meibauer erzählt in einem Interview mit der WELT: „Lügen hat etwas mit einem bestimmten Denken zu tun. Und das ist universell. Kulturelle oder soziale Unterschiede mag es natürlich trotzdem geben.“[4]

Die folgenden theoretischen Darstellungen sollen die Grundlage für die Analyse vom Klein Zaches genannt Zinnober bilden. Erzählen und Lügen als universell menschliche Phänomene müssen, einem bestimmten Denken entsprechend, über Jahrzehnte bestimmte Strukturen entwickelt haben. Der kurze Überblick über narratologische Grund- und Arbeitsbegriffe stellt die Strukturen des Erzählens in den Vordergrund, der darauffolgende Abschnitt zu Begriffen und Definitionen ausgewählter Texte der Lügenforschung soll als Anregung für die Analyse des Erzähltextes dienen. Im letzten Schritt vor der eigentlichen Untersuchung wird in Abgrenzung zu dieser Arbeit ein kurzer Abriss ausgewählter Forschungstexte zu Klein Zaches gegeben.

2.1.2 Narratologische Grund- und Arbeitsbegriffe

Die Literaturwissenschaftler Matías Martínez und Michael Scheffel gehen in ihrer Einführung in die Erzähltheorie zunächst von den Merkmalen fiktionalen Erzählens aus, um sich im zweiten Schritt das „Wie“, die Darstellung der Erzählung, im dritten Schritt das „Was“, die Handlung und die erzählte Welt, anzuschauen. Ihre Definitionen und Grundbegriffen sollen im Folgenden übernommen werden, da ihre Ausführungen als eine hervorragende Grundlage zur Untersuchung literarischer Texte dienen und ein besseres Verständnis eines Textes liefern können. Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten Grundbegriffe gegeben werden, die für diese Arbeit nützlich sein sollen; das ist vor allem die Darstellung der Erzählung, das „Wie“. Alle Ausführungen finden sich in: Martínez, Matías/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 9., erweiterte und aktualisierte Auflage. München 2012.

I      Merkmale fiktionalen Erzählens. 1. Faktuales und fiktionales Erzählen: Unterschieden werden, im Anschluss an Gérard Genette, faktuale und fiktionale Erzählung. Unter ersterer ist eine nichtdichterische, authentische Erzählung zu begreifen (bspw. Zeitungsbericht, Biografie), unter letzterer von einem Autoren produzierte reale, aber inauthentische, imaginäre Sätze. Der Sonderfall der faktualen Erzählung ist die nichtdichterische Erzählung erfundener Vorgänge, also Lüge oder Täuschung. 2. Das Erzählen und das Erzählte: Zwischen dem „Wie“ und dem „Was“ der Erzählung besteht ein fundamentaler Gegensatz: Das „Wie“ betrachtet das erzählerische Medium mit seinen Verfahren der Präsentation, das „Wie“ bezieht sich auf die erzählte Welt.

II     Das Wie: Darstellung. 1. Zeit: a. Ordnung (Reihenfolge der Erzählung): Wird die chronologische Zeitabfolge in der Erzählung umgestellt, handelt es sich um Anachronie, die als Analepse (Rückwendung) oder Prolepse (Vorausdeutung) vorliegen kann. Von Achronie wird gesprochen, wenn sich keine chronologisch geordnete Gesamthandlung vorweisen lässt. b. Dauer (Länge der Erzählung): Möglich sind zeitdeckendes Erzählen (Isochronie; Szene), zeitdehnendes, zeitraffendes Erzählen, Zeitsprung oder Pause. c. Frequenz: Es kann (1) singulativ, (2) repetitiv, (3) iterativ erzählt werden. 2. Modus (Grad der Mittelbarkeit/Perspektive des Erzählten): a. Distanz: Der narrative Modus ist im Gegensatz zum dramatischen Modus mittelbar. Der Grad der Mittelbarkeit nimmt von der erzählten über die transponierte bis zur zitierten Rede ab. b. Fokalisierung: (1) Nullfokalisierung liegt vor, wenn der Erzähler mehr weiß oder sagt als irgendeine der Figuren, (2) um interne Fokalisierung handelt es sich, wenn der Erzähler nicht mehr sagt, als eine Figur weiß, und (3) unter externer Fokalisierung versteht man eine Außensicht des Erzählers; dieser weiß also weniger als eine Figur. 3. Stimme: a. Zeitpunkt des Erzählens: (1) Späterer Zeitpunkt: das Geschehen liegt in der Vergangenheit, (2) gleichzeitiger Zeitpunkt als Idealform, (3) früherer Zeitpunkt als Voraussage: die erzählten Ereignisse liegen in der Zukunft. b. Ort des Erzählens: (1) Extradiegetisch (Erzählen), (2) intradiegetisch (erzähltes Erzählen), (3) metadiegetisch (erzähltes erzähltes Erzählen), (4) metametadiegetisch (erzähltes erzähltes erzähltes Erzählen). c. Stellung des Erzählers zum Geschehen: (1) Extradiegetisch-heterodiegetisch, (2) extradiegetisch-homodiegetisch, (3) intradiegetisch-heterodiegetisch, (4) intradiegetisch-homodiegetisch. 5. Unzuverlässiges Erzählen: Fiktionale Rede entspringt zwar der Vorstellungskraft eines realen Autors, erhebt aber keinen Anspruch auf Referenz in unserer Welt; dagegen erhebt die fiktionale Rede innerhalb der erzählten Welt sehr wohl Wahrheitsanspruch.

Zusätzlich sollen in der Analyse die Begrifflichkeiten der Transtextualität nach Genette genutzt werden. Die drei für die Untersuchung relevanten Formen der Transtextualität sind Intertextualität („Kopräsenz zweier oder mehrerer Texte“[5]), Paratextualität („Titel, Untertitel, Zwischentitel; Vorworte, Nachworte, Hinweise an den Leser, Einleitungen usw.; Marginalien, Fußnoten, Anmerkungen; Motti; Illustrationen; […] und viele andere Arten zusätzlicher, auto- und allographer Signale“[6]) und Architextualität (das den Erwartungshorizont des Lesers beeinflussende „Wissen um die Gattungszugehörigkeit eines Textes“[7]).

2.1.3 Definitionen der Lügenforschung

Im Folgenden werden die Hauptargumentationen und -augenmerke von fünf ausgewählten Texten zum Thema Lügen und Betrügen dargelegt, um im Anschluss anhand dieser Ausführungen mit der Erzählung Klein Zaches zu arbeiten.

Charles V. Ford (1999) verweist auf den imposter, den Blender und hält fest:

Imposters represent the extreme end of the continuum of pathological liars. They continuously live a lie, to the point of assuming new names and identities for each role they play. For some there is a con-artist quality to their posturing; for others, the only identificable goal of the imposture is the thrill of pulling it off.

Ford, Charles V.: Lies! Lies!! Lies!!! The Psychology of Deceit. Washington 1999, S. 147.

Peter von Matt (2006) untersucht in seiner Studie die literarische Intrige. Dem Intrigenvollzug gehen erstens die Erfahrung einer Not, zweitens die Vision eines Ziels, also die Rettung aus dieser Not, und drittens die Planszene voraus. Im vierten Schritt folgt erst die Intrigenpraxis, die mit diversen Mitteln vollzogen werden kann, so beispielsweise mittels Verkleidung, Intrigenstimme, anderer Intrigenrequisiten oder den Einbezug eines Intrigenhelfers. Wird die Intrige aufgedeckt, kann von Anagnórisis gesprochen werden. Von Matt weist außerdem darauf hin, dass der Intrigant vor allem zu Zeiten geschichtlicher Umbrüche zum Vorschein kommt. Beim Intriganten steht der Teufel als Denkfigur für die vermittelnde Figur, der schon bei Dante als Logiker auftritt und für Verstellung, List und Planung steht.[9]

Mit der Frage danach, ob Texte, also Prosawerke oder Erzählungen, lügen können, beschäftigt sich Jakob Steinbrenner (2007). Es wird klargestellt, dass ausschließlich Personen lügen können, nicht aber Texte. Sie können Lügen enthalten, aber nicht selbst lügen. Zwar kann ein Autor als fiktive Person lügen, doch kann dieser nicht mit dem Autor eines literarischen Texts gleichgesetzt werden. Bezüglich des Betrugs stellt er heraus, dass nur Personen, die intendieren zu lügen, auch lügen können, eine Intention zur Täuschung, zum Betrug, ist keine notwendige Bedingung. Für Steinbrenner spielt vor allem der Titel eines Textes eine bedeutende Rolle, da dieser für ihn zum Text gehört und somit Teil einer Täuschung seitens des Autors sein kann.[10]

James Edwin Mahon (2008) unterscheidet zwischen Lügen und Betrügen. Lügen erfordert erstens, dass eine Person eine Aussage macht, zweitens, dass diese unwahr ist, drittens, dass diese Aussage einer anderen Person gegenüber gemacht wird, und viertens, dass intendiert wird, dass die andere Person diese Aussage für wahr hält. Das bedeutet: Trägt eine Person einen Ehering, obgleich sie nicht verheiratet ist, kann hier nicht von Lügen gesprochen werden. Um Betrügen handelt es sich, wenn eine Person vorsätzlich veranlasst, dass eine andere Person einen falschen Glauben von einer Sache hat, obwohl die veranlassende Person weiß, dass dieser Glauben falsch ist. Das bedeutet: Betrügen ist nicht an Kommunikation gebunden, sondern kann auch durch Schweigen oder das Weglassen von Informationen geschehen.[11]

Nach Don Fallis (2009) kann von Lügen gesprochen werden, wenn eine sprachliche Aussage gemacht wird, in der etwas behauptet wird, das für falsch gehalten wird. Häufig liegt eine Intention zum Betrügen vor, diese ist jedoch keine Bedingung für das Lügen.[12]

2.1.4 Hoffmann, Klein Zaches und die Forschung

Zuletzt soll ein Blick auf ausgewählte Beiträge der Forschung zu Hoffmanns Klein Zaches gerichtet werden.

Schau (1966) argumentiert für eine Zentralstellung von Hoffmanns Erzählung in dessen Gesamtwerk. Im Klein Zaches erkennt er beim Erzähler einen steten Perspektivenwechsel von einer Beobachter- in eine Figurenperspektive, erkennt zwei Handlungsstränge und unterteilt acht Zeitschichten, die sich durch zeitliche und räumliche Schachtelungen auszeichnen. In den Figuren sieht Schau lediglich „Handlungs- und Ideenträger“[13], und verweist auf die ambivalente Haltung von Schein und Sein.[14]

Fritz (1982) legt den Fokus auf die Selbsttäuschung der Gesellschaft in der Erzählung, die in Verbindung steht mit Verkennung und Verblendung. Es wird auf eine Dialektik der Aufklärung hin argumentiert, die bei der Analyse zutage kommt.[15]

Feldges und Stadler (1984) machen aufmerksam auf die Verflechtung von Rationalem und Wunderbarem und gehen stärker auf die Zauberfiguren ein, sowie auf die Entmystifizierung der Sprache, die sich im Buch zeigt.[16]

Knauer (1995) geht wiederum von der Dialektik der Aufklärung aus, spricht aber in Bezug auf die Figur des Zaches von einer Kunst der Simulation, die nur ein scheinhaftes Überdecken ist. Sie zieht Vergleiche zum idealen Höfling und zu Schillers Ausführungen zur Differenz von Schein und Sein. Zusätzlich verweist sie auf das Prinzip Kleider machen Leute, das sich bereits im Namen Zinnober niederschlägt.[17]

Wiederum geht Fuchs (2001) auf die Thematik der Aufklärung ein und der Thematisierung von Zweckrationalität, Entfremdung und Verblendung, die im Werk zu finden sind. In der Figur Zaches wird lediglich die Reflektion des Lebens Anderer gesehen und das Feengeschenk als Illusion markiert.[18]

Sterns (2003) Untersuchung, die Textanalyse und Autorpsychologie verbindet, sieht in Klein Zaches eine Selbstsatire des Autors. Die Erzählung spielt mit inkongruenten Textsorten und ist humoristisch in Bezug zu den intertextuellen Verweisen. Psychologisch gedeutet stehen die Figuren für eine Ich-Spaltung des Autors.[19]

Uhlmann (2011) sieht im ersten und letzten Kapitel den Rahmen des Märchens und eine strukturelle Entsprechung. In den dazwischenliegenden Kapiteln geht es um eine Serie von Täuschungen. Auch Uhlmann liest im Klein Zaches eine Aufklärungskritik, die satirisch ist und großes bildliches Potenzial in sich trägt.[20]

Kremer (2012) letztlich beschreibt die Struktur der Erzählung als zwiebelförmig. Im Zaches werden verschiedene Gattungskonventionen heterogen verwendet. Im Zuge von Hoffmanns phantastischer Erzählweise wird Alltägliches neben Wunderbares gestellt, daneben die Fiktion als Fiktion herausgestellt, vornehmlich durch die Leseranreden.[21]

2.2 Analyse: E. T. A. Hoffmann, Klein Zaches genannt Zinnober (1819)

2.2.1 Narratologische Untersuchung und sprachliche Besonderheiten

Neben den bereits vielfach in der Forschung dargelegten intertextuellen Verweisen in Klein Zaches genannt Zinnober sind die Paratexte sowie die Architextualität der Erzählung interessant. Der Titel benennt die zentrale Figur, um die sich das Geschehen rankt, und der Untertitel, Ein Märchen, steckt nicht nur den Rahmen der Handlung, der Figuren und der dargestellten Welt, sondern weckt zugleich auch bestimmte Lesererwartungen. So also kann vom Leser erwartet werden, dass ‚eigentlich‘ Unmögliches in Bezug zu Figuren, Welt und Fähigkeit als möglich erscheint. Skurriles in Form von unbekannten Gestalten, und Fragwürdiges in Bezug zum Wahrheitsgehalt der Aussagen der Figuren kann ebenso erwartet werden, weil solche Verfahren und Vorgehensweisen aus diversen Märchen bekannt sind. Auf übergeordneter Ebene beginnt zugleich bei Titel und Untertitel das Spiel mit dem Leser und seinen Erwartungen. Es zeigt sich: Nicht Zaches alleine steht im Mittelpunkt, auch, wie bereits im Forschungsüberblick aufgezeigt, finden andere Figuren gleich viel Beachtung. Warum Klein Zaches nun trotzdem im Titel steht, könnte sich dadurch erklären, dass seine Figur und sein Handeln Auswirkungen auf alle anderen Figuren haben werden. Daneben kommen zwar phantastische Wesen vor, die im Märchen erwartet werden können, und auch „eine fröhliche Hochzeit am Ende“ (Hoffmann, S. 112) darf nicht fehlen, trotzdem zeigt sich, dass mit diesem Begriff tendenziell ironisch umgegangen wird. In der Ausgabe vom Reclam Verlag finden sich nach dem Titelblatt zwei Abbildungen, die dem Text voran- und hintenangestellt sind. Indem diese Bilder eingefügt sind, arbeitet der Text nicht nur intermedial, sondern hebt die Fiktion wiederum als Fiktion hervor und regt den Leser zum Nachdenken an.

Abbildung 1: Einbandillustration zu E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober, Berlin 1818. Aquatinta-Radierungen von Carl Friedrich Thiele, 1819 (Sel.459).

Von besonderem Interesse sind die Kapitelüberschriften sowie die darunter angefügten kurzen „Beschreibungen“ des Kapitels, die wiederum dazu beitragen, die Fiktion als Fiktion zu begreifen und zu reflektieren. All diese Paratexte, Titel, Untertitel, Abbildungen, Kapitelüberschriften und kurze „Zusammenfassungen“, laden den Leser ein, die Erzählerfigur genauer zu betrachten, und dazu, im Text zurückzuspringen, um zu überlegen, ob diese Zusammenfassungen letztlich dem Text angepasst sind. Die Paratexte tragen also dazu bei, den Leser zum Nachdenken zu bringen, ihn in seinem Lesefluss zu stören und ihn zu erhöhter Aufmerksamkeit beim Lesen anzuregen. All diese Aspekte heben die Fiktion als Fiktion hervor und reflektieren in verkehrender Weise, welche kognitiven Leistungen bei den innertextlichen Figuren fehlen.

Der narratologischen Terminologie nach Martínez/Scheffel zufolge handelt es sich bei Klein Zaches genannt Zinnober. Ein Märchen um fiktionales Erzählen, also um imaginäre und inauthentische Sätze eines realen Autors. Abgesehen von einigen einführenden und erläuternden Rückblenden wird das Geschehen nachträglich und singulativ in chronologischer Abfolge der Geschehnisse erzählt. Erzählzeit und erzählte Zeit stimmen dabei in mehreren Fällen überein, wenn Dialoge geschildert werden, Dehnungen und Pausen finden vornehmlich während der Leseranreden statt, es finden sich allerdings ebenso Ellipsen (wie beispielsweise vom ersten zum zweiten Kapitel) und Raffungen. In diesem Sinne schwankt der Grad der Mittelbarkeit recht häufig in den zehn Kapiteln des Texts. Der Blick auf die Fokalisierung in der Erzählung ist insofern interessant, als dass offensichtlich wird, wie auch hier gewechselt wird: Trifft der Leser zunächst auf einen Erzähler, der mehr weiß als die Figuren (Nullfokalisierung), sagt er an anderer Stelle nicht mehr (interne Fokalisierung) oder sogar weniger (externe Fokalisierung) als eine der Figuren. Die erzählte Welt im Märchen von Klein Zaches ist eine im Rahmen des Märchens zu erwartende übernatürliche Welt, in der magische Wesen selbstverständlich neben menschlichen Figuren existieren. Im Rahmen dieser Märchenwelt ist die Welt stabil und eindimensional in Bezug darauf, dass keine weiteren Welten, Himmel oder Hölle, existieren. Wohl aber, und darauf hat die Forschung bereits hinreichend aufmerksam gemacht, zeigt sich eine Opposition der Räume von Stadt und Natur. So wie der Raum kontrastiert ist und in ein Oppositionspaar geteilt werden kann, wird das Prinzip der Kontraste und Oppositionen auch auf der Figurenebene deutlich. Unterschieden werden können zunächst Figuren der magischen und der menschlichen Welt. Die Figuren beider Welten können jeweils unterteilt werden in ‚gute‘ und ‚böse‘ Figuren, in der Zauberwelt stehen sich so beispielsweise die Fee und „die allerwunderlichsten mißgestaltesten Männlein mit den tollsten Fratzengesichtern“ (Hoffmann, S. 61) gegenüber. In der menschlichen Welt stehen sich die Vertreter der Aufklärung und Vernunft und die des Wunderbaren und der Dichter und Künstler gegenüber. Trotz Ansätzen der Individualisierung und Motivierung bleiben die Figuren jedoch Typen, die Charakterisierungen dienen – wie beim europäischen Volksmärchen – einem bestimmten Zweck. Die Charakterisierung der Figuren erfolgt auf diverse Art und Weise, implizit und explizit durch den Erzähler, aber auch durch die Figuren der erzählten Welt selbst, wenn sie über sich oder andere Figuren sprechen. In Bezug zum täuschenden Zauber der Fee Rosabelverde, der über Zaches gelegt wird, lassen sich drei Typen unterscheiden, auf die die Wirkung des Zaubers in unterschiedlichem Grad zutrifft: 1. Getäuschte wie ‚die Gesellschaft‘, ‚das Volk‘, Fabian und andere, die nach Auflösung des Zaubers Zaches’ wahre Gestalt erkennen; 2. Getäuschte wie Mosch Terpin, der Jäger und Kammerdiener, die dem Zauber verfallen und in der Täuschung verbleiben; 3. Direkte Opfer des Zaubers wie Adrian, Balthasar, Sbiocca, Signora Bragazzi, deren Taten sich Zaches als Zinnober zu eigen macht, und die infolgedessen in Verzweiflung, „Wahnsinn“ geraten, aber auch Zinnobers wahre Gestalt und seine Lügen erkennen. Zinnober nimmt im gesamten Werk aus verschiedenen Gründen eine Sonderstellung ein: Er ist nicht nur der Einzige, auf den ein (Täuschungs-)Zauber gelegt wird, sondern auch der Einzige, der nicht getäuscht wird. Darüber hinaus hat er mit seiner ausgesprochenen und wiederholt explizierten Hässlichkeit eine Alleinstellung. Bei der Titelfigur ist der bereits im Titel thematisierte Namenswechsel von besonderer Aussagekraft, denn „Zinnober ist ein altes Mittel zum Schminken“[22].

Die sprachlichen Besonderheiten der Erzählung liegen in der Wortwahl des Erzählers, denn Worte wie „verblendet“ (Hoffmann, S. 9), „falsche Vermutungen“ (Hoffmann, S. 10), „Irrtum“, „verstrickt“ oder „süße[r] unwiderstehliche[r] Zauber“ (Hoffmann, S. 11) greifen bereits im ersten Kapitel die für den Rest der Erzählungen wichtigsten Punkte auf und deuten auf das weitere Geschehen hin. Verstrickt und verblendet – diese zwei Begriffe eignen sich zur Beschreibung der innertextlich dargestellten Gesellschaft. Nicht nur sind Alltägliches und Wunderbares miteinander verstrickt, auch erscheinen die Beziehungen unter den Bewohnern insofern verstrickt zu sein, als jeder mit jedem bekannt zu sein scheint, jeder über jeden und alles Bescheid wissen will und so die tollsten – und verstricktesten – Geschichten entstehen. Auch die Beziehung zur Wahrheit erscheint in der Erzählung nicht eine der einfachen Art zu sein, denn neben „einfachen“ Lügen finden sich allerlei Gerüchte, „Hokus Pokus“ (Hoffmann, S. 23) und „die albernen Taschenspielereien“ (Hoffmann, S. 64) sowie Täuschungen, allen voran die um Klein Zaches. Mit seiner Figur verbunden soll die Bezeichnung Wechselbalg zu diskutieren sein.

2.2.2 Verstrickt und verwoben: Lügen, Betrügen, Täuschen

Die Struktur des Texts, hat sich bereits in den Forschungstexten gezeigt, ist verrankt, verstrickt und verwoben. Kapitel entsprechen sich strukturell und verweisen und beziehen sich aufeinander. Interessant ist diese Tatsache, da sich dieses Prinzip auch auf sozialer und zwischenmenschlicher Ebene der innertextlichen Figuren widerspiegelt. Im Bereich des Alltäglichen sowie des Magischen finden sich Täuschungen, Magie, Taschenspielertricks und Lügen – Phänomene, die demselben Komplex angehören. Das Prinzip der Kontraste und Oppositionen, das sich in den Figuren und den Räumen gezeigt hat, ist auch in dem Bezug zu Wahrheit und Lüge auszumachen.

Die Figuren der innertextlichen Welt sind durch diverse Merkmale verbunden: Frau Liese und ihr Ehemann verbindet die stete Armut, Liese und Klein Zaches sind durch Verwandtschaft verbunden, Klein Zaches und die Fee durch die Gabe, Klein Zaches und den Pfarrer durch die Erziehung, viele kleinere Nebenfiguren[23] dienen als Quellen von Augenzeugenberichten oder Tratsch. Fürst Demetrius und Fürst Paphnutius sind als Gegensatzpaar zu verstehen, letzterer und Andres sind durch Beeinflussung verbunden, Ptolomäus und Rufin durch Freundschaft, ebenso wie Fabian und Balthasar, die darüber hinaus jedoch wiederum ein Gegensatzpaar bilden.

Die zentrale Täuschung der Erzählung wird initiiert durch die Fee Rosabelverde: „von Natur fromm und mitleidig“ (Hoffmann, S. 6) entschließt sie sich, Frau Liese zu helfen und dem Anblick von „Jammer und Not“ (Hoffmann, S. 6) ein Ende zu setzen. Diese Notsituation sehend und begreifend, fasst sie den Plan, Frau Liese die „böse unheimliche Last“ (Hoffmann, S. 7) abzunehmen: „Groß – schön – stark – verständig, ja das alles kann der Junge nun einmal nicht werden, aber es ist ihm vielleicht noch auf andere Weise zu helfen.“ (Hoffmann, S. 7) Sie beginnt, Klein Zaches über den Kopf zu streichen und das Haar zu glätten, und in der Folge soll Klein Zaches als Zinnober als hübscher, junger, stattlicher und starker Mann erscheinen. Der Erzähler verrät, dass Klein Zaches nunmehr derselbe bleibt, doch als Zinnober erscheint er den meisten Mitgliedern der Gesellschaft als erfolgreich, ansehnlich und manierlich. Letztlich scheitert das Vorhaben der Fee aber. Intendierte sie zunächst, dass Zaches auch innerlich an Schönheit gewinnt, bleibt er derselbe und geht letztlich daran zugrunde.

Hier zeigen sich auf interessante Weise alle Merkmale einer Intrige nach von Matt: Es gibt eine Notsituation, den Jammer und die Not der Frau Liese, und das Ziel der Errettung („Ach könnt‘ ich doch nur helfen wie ich wollte!“, Hoffmann, S. 7), sowie die Intrige selbst, die mittels Intrigenstimme, Intrigenkleidung und diverser anderer Intrigenrequisiten vollzogen wird. Die Anagnórisis letztlich ist die Auflösung des Zaubers über Zinnober durch Balthasar, mit dem, wenigstens bei den meisten Mitgliedern der Gesellschaft, die Verblendung endet.

2.2.2.1 Fiktion: Nebenfiguren

Auffällig und vergleichsweise harmlos in ihren Auswirkungen sind die Arten der Unwahrheiten bei den Nebenfiguren. Diese beschränken sich auf Klatsch und Tratsch, auf üble Nachrede. So beispielsweise gleich zu Beginn der Erzählung, als es um die Fee Rosabelverde respektive das Stiftsfräulein von Rosenschön geht:

Ja ein junger Jägersmann hatte sie belauscht, wie sie einmal mitten im dicksten Gehölz stand und seltsame Vögel mit bundem glänzenden Gefieder, die gar nicht im Lande heimisch, sie umflatterten und liebkosten […].

Hoffmann, S. 12

Diese Schilderung verbreitet sich scheinbar schnell:

Zu jenen zauberhaften Unterhaltungen im Walde, die indessen sonst nichts auf sich hatten, kamen nämlich allerlei bedenkliche Umstände, die von Mund zu Mund gingen und des Fräuleins eigentliches Wesen in gar zweideutiges Licht stellten.

Hoffmann, S. 12

Eine weitere Aussage scheint als Bestätigung zu dienen:

und niemand zweifelte an der Aussage des Schafhirten, der zur Mitternachtsstunde mit Schauer und Entsetzen gesehen haben wollte, wie das Fräulein auf einem Besen brausend durch die Lüfte fuhr, vor ihr her ein ungeheurer Hirschkäfer, zwischen dessen Hörnern blaue Flammen hoch aufleuchteten!

Hoffmann, S. 13

Auf der Ebene der Nebenfiguren finden sich ausschließlich derart gestaltete Un- oder Halbwahrheiten.

2.2.2.2 Fiktion: Hauptfiguren

Auf der Ebene der Hauptfiguren finden sich ausgestaltetere Arten der Un- und Halbwahrheiten.

Zunächst finden wir eine Täuschung bei den zwei zentralen Figuren der wunderbaren Welt, der Fee Rosabelverde und dem Magier Prosper Alpanus. Sie beide legen sich einen neuen Namen zu – aus der Fee wird das Stiftsfräulein von Rosenschön, aus dem Magier ein Doktor – und sie wechseln ihre Kleidung, gleich einer Verkleidung. Im sechsten Kapitel erscheint Rosabelverde als „schöne verschleierte Frau mit Flügeln an den Schultern“ (Hoffmann, S. 68). Bei Ankunft beim (noch) Doktor trägt sie „ein langes schwarzes Kleid und war in Schleier gehüllt wie eine Matrone“ (Hoffmann, S. 74), kurz darauf jedoch schon erscheint sie „im weißen durchsichtigen Gewande, glänzende Libellenflüge an den Schultern, weiße und rote Rosen durch das Haar geflochten“ (Hoffmann, S. 74). Auch der „Magus“ wechselt sein Gewand im Zauberduell in einen „goldgestrickten Talar, eine glänzende Krone auf dem Haupt, das Rohr mit dem feuerstrahlenden Knopf in der Hand“ (Hoffmann, S. 76). Zweifellos täuschen beide in der Absicht zu täuschen. Motiviert wird diese Täuschung durch den Bericht des Erzählers zu Beginn der Erzählung, als er schildert, wie die Aufklärung eingeführt wurde und diese eine Täuschung gleichsam notwendig gemacht hat.

Einen Schritt weiter wird bei Zaches gegangen. Bei ihm ändern sich nicht nur Gewand und Name, sondern sein gesamtes Erscheinungsbild. Gleich zu Beginn bekommt, und auch dadurch hat Klein Zaches als Figur eine Alleinstellung in der Erzählung, diverse Namen: Man nennt ihn „kleine Ungestalt“ (Hoffmann, S. 10), „böse unheimliche Last“ (Hoffmann, S. 7), das „böse Alräunchen“ (Hoffmann, S. 7), „arge Bestie“ (S. 9) und noch vieles mehr. Durch den Täuschungszauber der Fee Rosabelverde kommt ihm der Name Zinnober zu, der als Charakterisierung und Hinweis auf die Intrige gelten soll. Der interessanteste und womöglich häufigste Name, den Zaches jedoch erhält, ist das aus dem Mittelhochdeutschen kommende Wort ‚Wechselbalg‘; bereits auf der ersten Textseite erhält er diesen Namen. Als Wechselbalg bezeichnet der Duden ein „(nach früherem Volksglauben einer Wöchnerin von bösen Geistern oder Zwergen untergeschobenes) hässliches, missgestaltetes Kind“[24]. So kommt Zaches als Wechselbalg eine Verbindung mit dem Teufel zu; der Teufel wiederum verkörpert, wie bereits gezeigt, die Denkfigur des Intriganten, die Verbindung zur Lüge. Indem Zaches also bereits auf der ersten Textseite als Wechselbalg bezeichnet wird, wird auf die Täuschung verwiesen, die, wie sich zeigen wird, fatal enden wird. Die Verbindung zum Teufel wird vor allem deutlich in der Bezeichnung Zaches’ als „Mycetes Bezebub – Simia Belzebub Linnei – niger, barbatus, podiis caudaque apice brunneis – Brüllaffe“ (Hoffmann, S. 81), als Affe, als der er von den „Fremde[n], die das Kabinett besehen“ (Hoffmann, S. 81) erkannt wird. Nicht nur täuschen wird Zinnober, auch spricht er direkte Lügen in diversen Situationen aus. So beispielsweise bei seiner Begegnung mit Balthasar:

Ich weiß nicht, was Sie wollen, wovon Sie sprechen, mein Herr! – Vom Pferde gefallen? – ich vom Pferde gefallen? – Sie wissen wahrscheinlich nicht, daß ich der beste Reiter bin, den es geben kann, daß ich niemals vom Pferde falle, daß ich als Freiwilliger unter den Kürassieren den Feldzug mitgemacht und Offizieren und Gemeinen Unterricht gab im Reiten auf der Manege! – hm hm – vom Pferde fallen – ich vom Pferde fallen!

Hoffmann, S. 39

Offen bleibt, ob Zinnober tatsächlich Reitunterricht gegeben hat – der zuvor geschilderten Situation jedoch ist zu entnehmen, dass er sehr wohl vom Pferd gefallen ist, und somit an dieser Stelle lügt. Auch als Zinnober „einen gellenden Schrei aus[stieß]“ (Hoffmann, S. 39) und die Gesellschaft Balthasar für denjenigen hält, der schrie, klärt Zaches die Situation nicht auf, sondern schweigt – und macht sich somit des Betrugs schuldig. Kurz darauf lügt Zinnober erneut:

„Bitte recht sehr – bitte recht sehr – müssen so vorlieb nehmen! – ist eine Kleinigkeit, die ich erst vorige Nacht aufschrieb in aller Eil‘!“

Hoffmann, S. 41

Die Auswirkungen dieses Verhaltens auf Balthasar sind verheerend. Dieser zweifelt in Anschluss daran an seiner Identität: „sage mir offen und ehrlich, ob ich der Student Balthasar bin oder nicht, ob du wirklich Fabian bist“ (Hoffmann, S. 42).

Die gleiche Situation widerfährt dem Musiker Sbiocca. Zinnober betrügt und lügt, und gibt vor, das von Sbiocca gespielte Konzert selbst gespielt zu haben:

„Bitte, bitte recht sehr, habe gespielt wie es in meinen Kräften stand, bin freilich nunmehr der stärkste Violinist in Europa und den übrigen bekannten Weltteilen.“

Hoffmann, S. 47

Hier tritt Zaches nicht nur als Lügner und Betrüger im Sinne Mahons und Fallis’ auf, man kann ihn auch als Blender (imposter) nach Ford bezeichnen. Die Erzählung hindurch lebt Zaches eine Lüge und Täuschung, und nimmt infolge dessen nicht nur einen neuen Namen an, sondern damit auch eine ganze neue Identität als Zinnober.

Ein einziges Mal taucht im Text tatsächlich das Wort Lügen auf:

„Ich bitte dich“, schrie Balthasar, „den ganzen Tag war ich ja nicht in Kerepes, schändliche Lügen.“

Hoffmann, S. 66

An diesem Punkt scheint Balthasar am Höhepunkt seiner Verzweiflung zu sein.

Doch warum gelingen Zaches’ Lügen? Es scheint dreierlei Gründe zu geben: Offensichtlich ist die magische Unterstützung der Fee, die zumindest einen Großteil der Gesellschaft zu blenden vermag. Unterstützt wird dieser Zauber durch Zaches selbst, der, nun Zinnober genannt, den Irrtum und Zauber nicht aufklärt, sondern diesen durch Lügen noch weiter treibt. Der letzte wichtige Punkt ist jedoch der Wille zum Glauben der Gesellschaft; Zaches nutzt hier die „Vorurteile, Schwächen und Ängste der Angelogenen [aus]“[25]. Getäuscht werden kann nur, weil die Täuschung aktiv angenommen wird. Es wird nichts hinterfragt, die Gesellschaft scheint aufnahmefähig für jede vermeintliche Wahrheit, die ihnen – in diesem Fall wortwörtlich – über den Weg läuft. Erkennen doch die einen Zinnober trotz Täuschungszaubers als Zaches, so wie die Geschädigten seiner Lügen, verbleibt der Rest getäuscht. So ist die Täuschung also eine, der Glauben geschenkt werden muss, damit sie funktioniert. Lediglich die Künstler sind nicht zu täuschen – stattdessen werden sie der Lüge bezichtigt von den Getäuschten, die sich täuschen lassen.

2.2.2.3 Metafiktion: Erzähler

Geschichtenerzählen ist ein dynamischer Prozeß des Geben und Nehmens zwischen Erzähler und Zuhörer

Zipes, Jack: Rotkäppchens Lust und Leid. Biographie eines europäischen Märchens. Köln 1982, S. 20.

Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert, wie Jack Zipes betont, spielte das Wechselspiel des Gebens und Nehmens eine große Rolle beim Erzählen. Er weist darauf hin, dass in der Schriftlichkeit die Fiktion einer mündlichen Erzählsituation geschaffen wird. Dieses Verfahren zeigt sich deutlich in der Erzählung Hoffmanns.

Der Erzähler des Märchens von Klein Zaches zeichnet sich aus durch eine starke Leserlenkung, durch die an die bereits erwähnten an den Anfang und das Ende gestellten Bilder, sowie vor allem durch die Kommentare. Bereits herausgestellt worden ist, dass diese der Heraushebung der Fiktion dienlich sind.

Der sich zunächst als allwissend offenbarende Erzähler (Nullfokalisierung) missbraucht seine priviligerte Rede: So behauptet er zunächst, er wüsste nicht, woher die Fee Rosabelverde gewusst hat, dass die Feen des Reichs verbannt werden sollen, im Zauberduell der Fee mit Prosper Alpanus jedoch weiß er davon zu berichten, dass es der Zauberer war, der der Fee eine Warnung geschickt hat:

Mag der Himmel wissen, wie es sich begab, daß die Fee Rosabelverde die einzige von allen war, die wenige Stunden vorher, ehe die Aufklärung hereinbrach, Wind davon bekam und die Zeit nutzte, ihre Schwäne in Freiheit zu setzen, ihre magischen Rosenstöcke und andere Kostbarkeiten bei Seite zu schaffen. Sie wußte nämlich auch, daß sie dazu erkoren war, im Lande zu bleiben, worin sie sich, wiewohl mit großem Widerwillen, fügte.

Hoffmann, S. 18

Und später, im sechsten Kapitel heißt es:

Wissen Sie wohl, bestes Fräulein, daß ich es war, der Sie warnte vor dem Einbrechen der Aufklärungs-Polizei? – daß ich es bin, dem Sie noch das Besitztum der artigen Sächelchen verdanken, die Sie mir vorhin gezeigt?

Hoffmann, S. 78

Führt uns der Erzähler an der Nase herum oder berichtet er von einer falschen Aussage Prosper Alpanus’? Der Erzähler kennt die Gefühle und Gedanken der Figuren, verbleibt aber nicht dabei, sondern nimmt an einigen Stellen die Position des Beobachters ein, die auch der Leser innehat, wenn er sich auf mündliche Quellen von Informationen bezieht oder von Geschehnissen berichtet, die „mag der Himmel wissen, wie“ (Hoffmann, S. 18) passiert sind. Erscheint der Erzähler vor allem zunächst als unbeteiligt am Geschehen selbst, behauptet er aber an diversen Stellen, die Figuren, wie die Fee Rosabelverde, selbst zu kennen:

besser ist es daher wohl, ich erzähle Dir gleich alles, was ich selbst von der würdigen Dame weiß. […] Als ich die Gnädige zum ersten und zum letzten Mal zu schauen das Vergnügen hatte, war sie dem Ansehen nach eine Frau in der höchsten vollendetsten Blüte ihrer Jahre, auf der höchsten Spitze des Wendepunktes, und ich meinte, daß mir großes Glück beschieden, die Dame noch eben auf dieser Spitze zu erblicken und über ihre wunderbare Schönheit gewissermaßen zu erschrecken, welches sich dann sehr bald nicht mehr würde zutragen können. Ich war im Irrtum.

Hoffmann, S. 11

An anderen Stellen bleibt es offen, woher er die Informationen bezogen hat:

Ob ihre übrigens schönen Haare, die sie in wunderlichen Flechten gar fantastisch aufzunesteln mußte, mehr blond oder mehr braun zu nennen, habe ich vergessen, nur erinnere ich mich sehr gut der seltsamen Eigenschaft, daß sie immer dunkler und dunkler wurden, je länger man sie anschaute.

Hoffmann, S. 35

Letztlich jedoch hebt er die Erzählung immer wieder als Fiktion hervor, wodurch seine Authentizitätsbekundungen an Glaubwürdigkeit einbüßen. Zu den Authentizitätsbekundungen zählt unter anderem das breite Spektrum diverser Arten der Rede: Der Leser erfährt von den Gedanken der Figuren, von Gesprächen aus indirekter oder direkter Rede sowie von belauschtem Redeinhalt. Das heißt: Der Erzähler wechselt mehrfach und sehr dynamisch zwischen Nullfokalisierung und interner und externer Fokalisierung – oder legt nicht immer offen dar, was er wirklich weiß. Auch auf der Figurenebene begegnet der Lesen weiteren Erzählern von Geschichten, deren Wahrheitsgehalt angezweifelt werden kann.

Das letzte Kapitel schließlich tritt besonders hervor. Die dem Text vorangestellte ‚Zusammenfassung‘ erwähnt „[w]ehmütige Bitten des Autors“ (Hoffmann, S. 111) und bezeichnet die erzählte Geschichte als „Eingebung des spukhaften Geistes, Phantasus geheißen“, (Hoffmann, S. 111), wodurch letztlich jedwede vorausgegangene Authentizitätsbekundung ihre Glaubwürdigkeit verliert, da erneut, und ganz explizit, die Fiktion als solche herausgestellt wird. Dergestalt die Fiktion als Fiktion hervorhebend ist auch das Ende der Erzählung zu betrachten, das wortwörtlich das „Ende“ (Hoffmann, S. 115) ist.

3. Schluss

Etwas in uns drängt uns, treibt uns zum Lügen, besonders dann, wenn es um unsere Interessen, um das eigene Fortkommen, um die Durchsetzung unserer Absichten und Ziele geht. […] Wenn der Teufel der Vater der Lüge genannt werden kann, so ist Lüge mehr als ein Nicht-die-Wahrheit-Sagen. Sie ist eine Kategorie des Seins, der Welt und des Menschen schlechthin, ein Kennzeichen der Situation, in der wir uns alle befinden. ‚Wir lügen alle‘, das bedeutet dann nicht nur, daß wir andere belügen, sondern auch, daß wir selbst uns ein falsches Bild von der Wirklichkeit machen, in einer Welt des Scheins und der Täuschung leben, in einer Welt, der das Eigentliche fehlt, weil wir sie ohne Gott denken und dementsprechend handeln.

Böhme, Wolfgang: „Wir lügen alle…“. In: Böhme, Wolfgang (Hg.): Lügen wir alle? Zeitkritische Überlegungen. Karlsruhe 1985, S. 81.

Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gemacht, die Arten der Lüge und des Betrugs, deren Darstellung und Konsequenzen für Figuren des Textes sowie für den Leser zu untersuchen.

Nach einer kurzen Einführung in die narratologischen Grundbegriffe, Erkenntnisse der Lügenforschung sowie der Forschung zu Hoffmanns Erzählung von Klein Zaches ist den zuvor gestellten Fragen auf den Grund gegangen worden. Es zeigt sich: Das Märchen von Klein Zaches genannt Zinnober ist ein Nebeneinander von Kontrasten – in den Figuren, im Erzähler, in den Räumen und in der Handlung selbst. Verstrickungen, Verblendungen und Verschachtelungen – die sprachliche Besonderheit liegt darin, dass die Wortwahl des Erzählers auf die Struktur des Werks selbst und die Figuren hinweist, wenn er Worte wie verstrickt und verblendet benutzt. Die Wortwahl sowie die Struktur verweisen jedoch vielmehr noch auf die verstrickten Beziehungen der Figuren untereinander sowie auf die komplizierte Beziehung zur Wahrheit. Das Werk weist zudem ein breites Spektrum der Arten des Lügens und Betrügens auf, von Klatsch und Tratsch über Halbwahrheiten hin zu Täuschungen und tatsächlichen Lügen. Dieses Spektrum findet sich nicht nur auf der Figurenebene; auch die Glaubwürdigkeit des Erzählers, auch wenn wir uns im durch den Paratext des Untertitels im Rahmen der Gattung Märchen bewegen, bleibt fragwürdig. Auf der Handlungsebene verschwimmen scheinbar Realität und Fiktion miteinander, wenn der (Täuschungs-)Zauber der Fee zum Einsatz kommt: Der als Gabe angelegte Feenzauber verschafft Zaches als Zinnober nicht nur ein schönes Äußeres, sondern auch Macht und Geld, sowie den Glauben der Gesellschaft daran, dass auch sein Inneres schön sei.

Die Darstellung der Lügen bewegt sich im Märchen auf zwei Ebenen, der der Fiktion und der der Metafiktion. Nicht nur lügen, betrügen und täuschen die Figuren der Textwelt, auch der Wahrheitsgehalt der Aussagen des Erzählers kann angezweifelt werden. Letztlich jedoch ist der Leser dem Erzähler gleichsam ausgeliefert: Wenn der Erzähler als einzige Bezugsquelle als unzuverlässig erscheint, kann der Wahrheitsgehalt der geschilderten Dialoge ebenso in Frage gestellt werden.

Innerhalb des Textes haben die Lügen und Täuschungen teilweise fatale Folgen: Figuren verlieren ihre Anstellung oder beginnen sogar, an sich, ihrer Existenz und Identität (vgl. Balthasar) zu zweifeln. Doch auch der Leser auf metafiktionaler Ebene ist angehalten, mitzudenken und zu reflektieren. Die Erzählung ist nicht nur gleichsam eine Mahnung an einen wachen Geist, sondern zugleich eine Erinnerung an die komplexen und verstrickten Lügennetze, die uns tagtäglich begegnen. Der Text zeigt, welche Kreise Lügen und Verblendungen ziehen können. Die erzähltechnische Struktur, die Verfahrensweise und Wortwahl des Erzählers unterstützen dies.

Zu finden waren schließlich diverse Lügen und Arten des Betrügens, vielmehr sogar ließ sich eine Intrigenstruktur nachweisen, die alle üblichen Schritte enthält. Hierin zeigt sich: Eine Täuschung kann, so gut die Absicht gewesen sei, verhängnisvoll werden und desaströs enden. Bok (1980) stellt die Frage nach der moralischen Rechtfertigung. In der Erzählung um Klein Zaches zeigt sich, dass zwar ein guter Wille und eine gute Absicht seitens der Fee vorhanden waren, aber auch eine Täuschungsabsicht unterstellt werden kann. Die negativen Konsequenzen schienen weder beabsichtigt, noch bedacht worden zu sein, was jedoch die Tatsache der Täuschung nicht mindert.


4. Bibliografie

4.1 Primärliteratur

Hoffmann, E.T.A.: Klein Zaches genannt Zinnober. Ein Märchen. Stuttgart 1985.

4.2 Sekundärliteratur

4.2.1 Monografien

Bok, Sissela: Lügen. Vom täglichen Zwang zur Unaufrichtigkeit. Reinbek bei Hamburg 1980.

Feldges, Brigitte/Stadler, Ulrich: E. T. A. Hoffmann. Epoche – Werk – Wirkung. München 1986.

Ford, Charles V.: Lies! Lies!! Lies!!! The Psychology of Deceit. Washington 1999.

Fritz, Horst: Instrumentelle Vernunft als Gegenstand von Literatur. Studien zu Jean Pauls „Dr. Katzenberger“, E. T. A. Hoffmanns „Klein Zaches“, Goethes „Novelle“ und Thomas Manns „Zauberberg“. München 1982.

Fuchs, Andrea: Kritik der Vernunft in E. T. A. Hoffmanns phantastischen Erzählungen ‚Klein Zaches genannt Zinnober‘ und ‚Der Sandmann‘. Berlin 2001.

Genette, Gérard: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main 1993.

Kremer, Detlef: E. T. A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. Berlin/Boston 2012.

Martínez, Matías/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 9., erweiterte und aktualisierte Auflage. München 2012.

Matt, Peter von: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist. München 2006.

Schau, Peter: „Klein Zaches“ und die Märchenkunst E. T. A. Hoffmanns. Eine Studie zur Entwicklung seiner ästhetischen Prinzipien. Freiburg 1966.

Zipes, Jack: Rotkäppchens Lust und Leid. Biographie eines europäischen Märchens. Köln 1982.

4.2.2 Aufsätze und Artikel

Böhme, Wolfgang: „Wir lügen alle…“. In: Böhme, Wolfgang (Hg.): Lügen wir alle? Zeitkritische Überlegungen. Karlsruhe 1985, S. 81-85.

Fallis, Don: What is Lying? In: The Journal of Philosophy 106.1 (2009), S. 29-56.

Knauer, Bettina: Die Kunst des als ob: E. T. A. Hoffmanns Märchen von Klein Zaches genannt Zinnober. In: Koopmann, Helmut/Neumann, Peter Horst/Pikulik, Lothar/Riemen, Alfred (Hgg.): Aurora (55). Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft. Sigmaringen 1995, S. 151-167.

Kümmerling-Meibauer, Bettina/Meibauer, Jörg: Lügenerwerb und Geschichten vom Lügen. Unter: http://homepages.uni-tuebingen.de/bettina.kuemmerling-meibauer/essays/Luegenerwerb_und_Geschichten_vom_Luegen.pdf. [Zuletzt abgerufen am: 04.07.2014, 16:24 Uhr.] Ursprünglich in: Klein, Wolfgang/Meibauer, Jörg (Hgg.): Spracherwerb und Kinderliteratur. Sonderheft der Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 162 (2011), S. 114-134.

Mahon, James Edwin: The Definition of Lying and Deception. In: Zalta, Edward N. (Hg.): The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2008 Edition). Unter: http://plato.stanford.edu/entries/lying-definition. Veröffentlicht am 21.02.2008, zuletzt bearbeitet am 29.08.2008. [Abgerufen am 14.05.2014, 10:04 Uhr.]

Retzer, Arnold: Täuschen, Lügen und das Problem der Wahrheit in gelingender Kommunikation. In: Klosinski, Günther (Hg.): Tarnen – Täuschen – Lügen. Zwischen Lust und Last. Tübingen 2011, S. 35-44.

Steinbrenner, Jakob: Can Fiction Lie? In: Mecke, Jochen (Hg.): Cultures of Lying. Theories and Practice of Lying in Society, Literature, and Film. Berlin 2007, S. 263-278.

Stern, Martin: Wo steht der Autor? – dazwischen. Zur Figurenkonzeption in E. T. A. Hoffmanns Märchenroman Klein Zaches genannt Zinnober. In: Härter, Andreas/Kunz, Edith Anna/Weidmann, Heiner (Hgg.): Dazwischen. Zum transitorischen Denken in Literatur- und Kulturwissenschaft. Festschrift für Johannes Anderegg zum 65. Geburtstag. Göttingen 2003, S. 69-78.

Uhlmann, Dirk: Dekretierte Aufklärung und poetische Klarsicht. Narrative und visuelle Konfigurationen in E. T. A. Hoffmanns Klein Zaches. In: Godel, Rainer/Löwe, Matthias (Hgg.): Erzählen im Umbruch. Narration 1770-1810. Texte, Formen, Kontexte. Hannover 2011, S. 315-334.

4.2.3 Internetquellen

Duden Online: Wechselbalg, der. Version vom 10. Januar 2013. Unter: http://www.duden.de/node/699074/revisions/1076585/view [Zuletzt abgerufen am: 20.03.2014, 15:10 Uhr.]

O.V.: So funktioniert die perfekte Lüge. In: DIE WELT Online vom 28.05.2013. Unter: http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article116587465/So-funktioniert-die-perfekte-Luege.html. [Zuletzt abgerufen am: 26.06.2014, 18:32 Uhr.]

Staatsbibliothek Bamberg. Einbandillustration zu E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober, Berlin 1818. Aquatinta-Radierungen von Carl Friedrich Thiele, 1819 (Sel.459). Unter: http://sbb.bytebook.de/typo3temp/pics/219e23b63e.jpg. [Zuletzt abgerufen am 19.04.2020, 20:00 Uhr.]

5. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einbandillustration zu E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober, Berlin 1818. Aquatinta-Radierungen von Carl Friedrich Thiele, 1819 (Sel.459). Quelle: http://sbb.bytebook.de/typo3temp/pics/219e23b63e.jpg


[1] Matt, Peter von: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist. München 2006, S. 46.

[2] Vgl. Kümmerling-Meibauer, Bettina/Meibauer, Jörg: Lügenerwerb und Geschichten vom Lügen, S. 1.

[3] Ebd., S. 2.

[4] O.V.: So funktioniert die perfekte Lüge. In: DIE WELT Online vom 28.05.2013.

[5] Genette, Gérard: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main 1993, S. 10.

[6] Ebd., S. 11.

[7] Ebd., S. 14.

[8] Ford, Charles V.: Lies! Lies!! Lies!!! The Psychology of Deceit. Washington 1999, S. 147.

[9] Vgl. Matt: Die Intrige. München 2006.

[10] Vgl. Steinbrenner, Jakob: Can Fiction Lie? In: Mecke, Jochen (Hg.): Cultures of Lying. Theories and Practice of Lying in Society, Literature, and Film. Berlin 2007, S. 263-278.

[11] Vgl. Mahon, James Edwin: The Definition of Lying and Deception. In: Zalta, Edward N. (Hg.): The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2008 Edition).

[12] Vgl. Fallis, Don: What is Lying? In: The Journal of Philosophy 106.1 (2009), S. 29-56.

[13] Schau, Peter: „Klein Zaches“ und die Märchenkunst E. T. A. Hoffmanns. Eine Studie zur Entwicklung seiner ästhetischen Prinzipien. Freiburg 1966, S. 81.

[14] Vgl. ebd.

[15] Vgl. Fritz, Horst: Instrumentelle Vernunft als Gegenstand von Literatur. Studien zu Jean Pauls „Dr. Katzenberger“, E. T. A. Hoffmanns „Klein Zaches“, Goethes „Novelle“ und Thomas Manns „Zauberberg“. München 1982.

[16] Vgl. Feldges, Brigitte/Stadler, Ulrich: E. T. A. Hoffmann. Epoche – Werk – Wirkung. München 1986.

[17] Vgl. Knauer, Bettina: Die Kunst des als ob: E. T. A. Hoffmanns Märchen von Klein Zaches genannt Zinnober. In: Koopmann, Helmut/Neumann, Peter Horst/Pikulik, Lothar/Riemen, Alfred (Hgg.): Aurora (55). Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft. Sigmaringen 1995, S. 151-167.

[18] Vgl. Fuchs, Andrea: Kritik der Vernunft in E. T. A. Hoffmanns phantastischen Erzählungen ‚Klein Zaches genannt Zinnober‘ und ‚Der Sandmann‘. Berlin 2001.

[19] Vgl. Stern, Martin: Wo steht der Autor? – dazwischen. Zur Figurenkonzeption in E. T. A. Hoffmanns Märchenroman Klein Zaches genannt Zinnober. In: Härter, Andreas/Kunz, Edith Anna/Weidmann, Heiner (Hgg.): Dazwischen. Zum transitorischen Denken in Literatur- und Kulturwissenschaft. Festschrift für Johannes Anderegg zum 65. Geburtstag. Göttingen 2003, S. 69-78.

[20] Vgl Uhlmann, Dirk: Dekretierte Aufklärung und poetische Klarsicht. Narrative und visuelle Konfigurationen in E. T. A. Hoffmanns Klein Zaches. In: Godel, Rainer/Löwe, Matthias (Hgg.): Erzählen im Umbruch. Narration 1770-1810. Texte, Formen, Kontexte. Hannover 2011, S. 315-334.

[21] Vgl. Kremer, Detlef: E. T. A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. Berlin/Boston 2012.

[22] Knauer: Die Kunst des als ob. Sigmaringen 1995, S. 165.

[23] Etwa: Dorfleute, Jägersmann, Mutter Anne, Schulmeister’s Michel, Schafhirte.

[24] Duden Online: Wechselbalg, der. Version vom 10. Januar 2013.

[25] Retzer, Arnold: Täuschen, Lügen und das Problem der Wahrheit in gelingender Kommunikation. In: Klosinski, Günther (Hg.): Tarnen – Täuschen – Lügen. Zwischen Lust und Last. Tübingen 2011, S. 39.

[26] Zipes, Jack: Rotkäppchens Lust und Leid. Biographie eines europäischen Märchens. Köln 1982, S. 20.

[27] Böhme, Wolfgang: „Wir lügen alle…“. In: Böhme, Wolfgang (Hg.): Lügen wir alle? Zeitkritische Überlegungen. Karlsruhe 1985, S. 81.