Zelda Fitzgerald: „Himbeeren mit Sahne im Ritz“ (2019)

Erzählungen, 1997 veröffentlicht, 2019 im Manesse-Verlag in der 1. Auflage in Zürich erschienen, übersetzt von Eva Bonné und mit einem Nachwort von Felicitas von Lovenberg, 216 Seiten. ISBN: 978-3-328-10329-5.
Himbeeren mit Sahne im Ritz von Zelda Fitzgerald | Prosa & Papier

Im Stillen erwartete sie Großes vom Leben, und zweifellos war das einer der Gründe, warum das Leben ihr Großes gewährte.

S. 7

Himbeeren mit Sahne im Ritz ist ein Band mit 11 Erzählungen von Zelda Fitzgerald. In den Geschichten stehen Frauen im Mittelpunkt, Frauen, die schön sind, die modern sind, unkonventionell, die ihren eigenen Weg gehen. Und dabei nicht immer glücklich werden. Trotzdem fesseln die Beschreibungen dieser Frauen, die wir zwischen Paris und der amerikanischen Kleinstadt treffen. Die Erzählungen sind geprägt von ihrer Zeit, so sehr, dass heutige Leser die Anmerkungen, die angehängt sind, auch tatsächlich zum Verständnis benötigen.

Die Themen

Die Erzählungen zeichnen ein Bild der Zeit: Frauen sind schön, Frauen sind talentiert, aber sie sind auch auf Männer angewiesen, um Erfolg zu haben. Wer um Zelda Fitzgeralds Geschichte weiß, findet durchaus Parallelen: Lange versuchte Fitzgerald, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen, erhoffte sich finanziellen Erfolg von ihren Texten, um sich von ihm unabhängig machen zu können. Doch war ihre Ehe geprägt von Eskapaden, von Alkohol bis Affären. Welchen Preis junge Frauen der 1920er Jahre für ihre Freiheit, für ihren Wunsch nach Selbstverwirklichung zahlen – das ist es, was die Geschichten uns zeigen.

Der Schreibstil

Wer Himbeeren mit Sahne im Ritz liest, hat diese umwerfenden Frauen vor Augen. Fitzgerald schreibt bissig, sehr bildhaft und bedient sich dabei vieler Ausschmückungen, Beschreibungen, Metaphern und Adjektive über Adjektive. Die Erzählungen sind knackig, zuweilen sprunghaft, aber unterhaltsam, auch wenn ihnen die schriftstellerische Übung zu fehlen scheint.

Ihre langen, seidigen Beine, die nahtlos in hohe Absätze übergingen, strahlten Abenteuerlust aus, der kegelförmige Bogen ihrer Augenbrauen hatte etwas Theatralisches, und sie war viel zu jung, um sich diese Art von Körpersprache auf legale Weise angeeignet zu haben.

S. 101

Am besten lassen sich die Geschichten mit einer Schale Himbeeren, einem Glas Champagner und Jazz-Musik lesen – und wegen des opulenten Schreibstils vielleicht nicht unbedingt am Stück.

Die Leseprobe

gibt es hier: 🔗 Leseprobe Himbeeren mit Sahne im Ritz

Die Autorin

Zelda Sayre Fitzgerald (24.07.1900-10.03.1948) war Malerin, Tänzerin und Autorin. Bekannt ist Fitzgerald als die Verkörperung des typischen „flapper girls“, des Jazz Age und als Ehefrau von F. Scott Fitzgerald (u. a. The Great Gatsby, 1925), den sie im Alter von 18 Jahren kennenlernte und zwei Jahre später heiratete. Durch ihre Heirat ging es für Fitzgerald von Alabama nach New York und Frankreich, wo das Ehepaar Kontakt zu anderen Künstlern und Schriftstellern pflegte, darunter Ernest Hemingway. Mit 23 fing Fitzgerald an zu schreiben, jedoch wurden ihre ersten Erzählungen unter dem Namen ihres Mannes oder mit ihm zusammen veröffentlicht, da sie so mehr Geld einbrachten. Zudem ist bekannt, dass ihr Ehemann Passagen aus ihrem Tagebuch in seinen Werken nutzte. Im Gegensatz zu Scott fand Zelda mit ihren Texten lange wenig Beachtung, was sich jedoch änderte, als Nancy Milfords Biografie über Zelda erschien.