Bertelsmann kauft Simon & Schuster

Bertelsmann kauft Simon & Schuster | Prosa & Papier

Der 1835 gegründete Konzern Bertelsmann ist ein Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen und in rund 50 Ländern der Welt aktiv. Zum Konzernverbund gehören die Fernsehgruppe RTL Group, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, das Musikunternehmen BMG, der Dienstleister Arvato, die Bertelsmann Printing Group, die Bertelsmann Education Group, das internationale Fonds-Netzwerk Bertelsmann Investments und rund 126.000 Mitarbeiter.

Jetzt hat Penguin Random House, schon heute größter Buchverlag der Welt, den US-amerikanischen Großverlag Simon & Schuster für 2,175 Mrd. US-Dollar gekauft. Bekannte Autoren des amerikanischen Verlags sind etwa Gillian Anderson, Lance Armstrong, Hillary Clinton, Mary Trump, John Irving und Stephen King. Mit dem Kauf von Simon & Schuster sind vier der fünf großen Verlagsgruppen (auch „Big Five“ genannt) in europäischem Besitz: Neben den zwei deutschen Bertelsmann-Verlagen gehört Macmillan Publishers der ebenfalls deutschen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, Hachette ist ein französisches Unternehmen. Somit ist HarperCollins das einzige US-amerikanische Unternehmen.

Die Geschichte von Bertelsmann beginnt am 1. Juli 1835 der Gründung des C. Bertelmann Verlags durch Drucker und Buchbinder Carl Bertelsmann. Im Jahr 1928 startet Bertelsmann sein belletristisches Verlagsprogramm durch „Erzählliteratur“ in protestantischen Zeitschriften. Zwei Jahre nach der Beteiligung am Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr wird Bertelsmann 1971 zur Aktiengesellschaft. Im Jahr 1998 übernimmt der Konzern den größten Publikumsverlag der englischsprachigen Welt, Random House, der durch den Zusammenschluss mit der Penguin Group im Jahr 2013 zum größten Publikumsverlag der Welt wurde. In diesem Jahr hat Bertelsmann nicht nur Simon & Schuster übernommen, sondern seinem Mitgesellschafter Pearson die letzten 25 Prozent der Anteile und Penguin Random House somit komplett abgekauft. „Ein historischer Schritt im Buchgeschäft“, heißt es dazu auf der Website von Bertelsmann. CEO Thomas Rabe sagt dazu: „185 Jahre nach Gründung des C. Bertelsmann Verlages durch den Drucker und Buchbinder Carl Bertelsmann wird unser Unternehmen Alleineigentümer des globalen Marktführers im Buchverlagsgeschäft.“

Doch nicht jeder freut sich über diese Schritte so sehr wie Bertelsmann. Die Übernahme von Simon & Schuster wird kritisch betrachtet. Verleger Stefan Weidle kritisiert im Interview mit dem Deutschlandfunk beispielsweise: „Diese Riesenkonzerne haben kein Interesse an entlegener Literatur, kein Interesse an Autoren, die nicht wahnsinnig viel verkaufen. Die ganze Bibliodiversität wird damit gefährdet. Der Mainstream nimmt immer weiter zu.“ Publishers Weekly berichtet, dass auch die Autorenvereinigung Authors Guild die Übernahme kritisch betrachten. Sie befürchten, dass aus den „Big Five“ die „Big Four“ werden könnten, was zu schlechteren Deals für Autoren führen könnte. Auch The Atlantic findet klare Worte: „this merger is deplorable and should be blocked“ und befürchtet: „Publishing may lose its sense of higher purpose.“